Leopold Schuster wurde am 24. Oktober 1842 in Aigen geboren. Zusammen mit seinen Brüdern Anton und Franz Frühwirth verbrachte er seine Mittelschuljahre im Knabenseminar in Graz, wo er auf Vermittlung seines Heimatpfarrers Johann Freyding einen Freiplatz bekommen hatte.
Nach der Matura am Akademischen Gymnasium in Graz und dem Studium der Theologie an der Universität in Graz wurde er am 9. Juli 1865 zum Priester geweiht. Nach einem Jahr als Kaplan in Eisenerz und seiner Tätigkeit als Erzieher und Lehrer im Bischöflichen Seminar, während der er seine theologischen Studien mit dem Doktorat abschloß (1879) wurde Dr. Leopold Schuster Theologieprofessor an der Universität in Graz (1874), wo er als Ordinarius für Kirchenrecht und Kirchengeschichte wirkte. Im Studienjahr 1888/1889 war er Rektor der k. k. Universität, was eine besondere Auszeichnung für seine Arbeit als Wissenschafter bedeutet. Dieses Amt des Rektors ist die höchste akademische Position an einer Universität. In diese Zeit fällt auch seine Broschüre „St. Anna am Aigen. Gedenkschrift zum ersten hundertjährigen Jubiläum“, mit der er sehr deutlich die Verbundenheit mit der Heimat dokumentierte.
Dieser Bezug zu St. Anna zeigt sich auch in der Tatsache, dass sich Dr. Schuster im Ersten Weltkrieg erfolgreich dafür einsetzte, dass wenigstens eine der Kirchenglocken, die Anna-Glocke, nicht zum Einschmelzen abgeliefert werden musste.
Außerdem schenkte er der Pfarre St. Anna zur Verschönerung der Pfarrkirche eine Statue, und zwar die des Hl. Leopold, seines Namenspatrons, der eine Kirche in der Hand hält.
Nach dreijährigem Wirken als Stadtpfarrpropst zum Hl. Blut in Graz wurde Dr. Leopold Schuster am 20. Oktober 1893 zum 53. Bischof von Seckau ernannt. Am 6. Jänner 1894 wurde er im Grazer Dom inthronisiert.
Wie er sich seine Tätigkeit als Bischof vorstellte, zeigt sehr gut sein Wappen: Neben der segnenden Hand in der oberen Hälfte, die das allgemeine Emblem der Seckauer Bischöfe darstellt, ist in der unteren Hälfte des Wappens eine fliegende Taube mit dem Ölzweig des Friedens zu sehen, darunter der Wahlspruch: „pax vobis! – Der Friede sei mit Euch!“
Auch als Fürstbischof von Seckau besuchte Schuster immer wieder seine Heimat, um in Stille und ohne Aufsehen einige Stunden unbeschwerter Freude in Erinnerung zu verbringen.
Als besonderer Förderer zur Gründung neuer Pfarren (so wurde zBsp. Tieschen im Jahr 1902 unter Schuster gegründet) und zur Erbauung neuer Kirchen trat Bischof Schuster selbst als Bauherr in Graz auf. In den Jahren 1903 bis 1908 wurde zur Ehre des Hl. Josef, des steirischen Landespatrons, unter Anleitung von Bischof Leopold IV. Schuster die St.-Josefs-Kirche in Graz gebaut. Die Kirche wurde am 9.Mai 1908 im Rahmen eines bischöflichen Pontifikalamtes von Bischof Schuster eingeweiht und wird sehr oft als sein Lebenswerk bezeichnet. Als Dank der Pfarre wurde dem Erbauer der Kirche im Jahr 1933 ein Denkmal errichtet, das sich im rechten Seitenschiff der St.-Josefs-Kirche befindet.
Neben dem Ausbau des fürstbischöflichen Gymnasiums förderte Bischof Schuster das katholische Vereinswesen und strebte danach, die große Anzahl von Vereinen zu einer Bewegung zusammenzuschließen.
Nach dem Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie haben Eifer und Energie des Bischofs merklich nachgelassen, vielleicht ist das neben seiner monarchistischen Überzeugung auch damit zu begründen, dass er zu dieser Zeit immerhin bereits 76 Jahre alt war.
Nach mehr als 33 Jahren als Bischof starb Dr. Leopold Schuster am 18. März 1927 im Alter von 85 Jahren in Graz. Er wurde in der Bischofsgruft der Grabkapelle des Mausoleums in Graz beigesetzt.
(entnommen aus „200 Jahre Pfarre St. Anna am Aigen“)